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Aus Sebastian Kneipps Leben:
Einen Hosenträger zur Hochzeit

Im April 1881 wurde Sebastian Kneipp als Nachfolger des verstorbenen Michael Ziegler Ortspfarrer von Wörishofen. Neben seinen vielfältigen Aufgaben als Beichtvater der Dominikanerinnen im örtlichen Kloster, seiner Tätigkeit in der Landwirtschaft und der immer umfangreicheren Betreuung der Patienten, die in großer Zahl nach Wörishofen strömten, um sich von Kneipp untersuchen und behandeln zu lassen, bedeutete zwar die Übernahme der Pfarrei sehr viel zusätzlichen Zeitaufwand, doch Sebastian Kneipp ging das neue Amt voller Freude und mit größter Gewissenhaftigkeit an. Sein typischer Humor half ihm dabei, alles in bester Art und Weise zu bewältigen.

Manchmal ließ er aber komplette Sprechstunden für seine Patienten ausfallen, wenn es ein Leichenbegängnis gab oder er die Messe für einen Verstorbenen hielt. Die Pflichten als Pfarrer hatten für ihn eindeutig Vorrang. Obwohl sich die Kranken um Kneipp drängten, war er manchmal für sie nicht zu sprechen. Für seine Pfarrkinder hingegen war er immer da. Patienten und Kurgäste zu behandeln, stand eben erst an zweiter Stelle. Das wissen wir von seinem Biographen Dr. Alfred Baumgarten, dem Sebastian Kneipp dies in späteren Jahren anvertraut hatte. Taufen waren Pfarrer Kneipp ein besonderes Anliegen und das Brautexamen für angehende Paare hielt er ebenfalls stets persönlich ab. Diese der Eheschließung vorausgehende kirchenrechtlich vorgeschriebene Prüfung dokumentiert die Personalien der Brautleute, ihre Freiheit von Ehehindernissen und den Ehewillen des Paares. Auch die darauffolgende Trauung nahm Sebastian Kneipp selbstverständlich selbst vor.

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Das Brautexamen verlief häufig ganz unkonventionell. Kneipp fragte die angehenden Eheleute nicht nach dem Katechismus, das Wissen darüber setzte er bei seinen Pfarrkindern voraus, sondern er legte Wert auf die Vermittlung der künftigen gegenseitigen Verpflichtungen und gab Ratschläge zur Kindererziehung. Wenn er nach Beendigung der offiziellen Zeremonie des Brautexamens bei Bekannten aus seinem Umfeld und bei oft anwesenden geistlichen Gästen erschien, gab Kneipp gerne die eine oder andere Anekdote zum Besten. Damit brachte er seine Amtsbrüder immer wieder zum Staunen, vor allem die, die seinen Humor nicht kannten. Dr. Baumgarten hat uns in diesem Zusammenhang ein sehr schönes Histörchen überliefert, mit dem Sebastian Kneipp die Lacher auf seiner Seite hatte:

Bei uns dahier in Schwaben ist es Sitte, dass bei der Hochzeit der Geistliche der Braut einen Hosenträger giebt. „Ist das bei Ihnen auch so?“ fragte er dann denjenigen, der ihm zunächst saß oder stand. Erstaunt blickte ihn der Betreffende an, erstaunt über den sonderbaren Brauch, der in Schwaben herrschen sollte und antwortete: „Nein, bei uns zu Hause ist das allerdings nicht der Fall. Es ist mir gänzlich unbekannt.“ Sebastian Kneipp verzog keine Miene und erwiderte ernsthaft: „Bei uns ist es hingegen sehr wohl der Fall. Der Gebrauch ist zwar etwas merkwürdig, aber es wird bei Ihnen schließlich doch auch nicht anders sein.“ Der Angesprochene wirkte verunsichert. Konnte er Kneipp widersprechen? Wenn der Hochwürdige Herr doch so überzeugt war? Schließlich rang er sich zu einer Antwort durch: „Sie können sich darauf verlassen, Herr Pfarrer, bei uns ist das nicht der Fall. Der Priester giebt niemals der Braut am Altare einen Hosenträger. Wäre es anders, ich wüsste es, denn ich war bei vielen Trauungen dabei und habe etwas derartiges nie beobachtet.“ Nun glitt ein Lächeln über die Gesichtszüge von Sebastian Kneipp. „Und doch thut er´s!“ beharrte Kneipp schmunzelnd, „denn jeder Bräutigam trägt doch eine Hose!“

 

 

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