Wirkprinzip Ernährung
Frisch und naturbelassen bildet sie die Grundlage für Wohlbefinden und Vitalität. Ernährung nach Kneipp ist vielseitig, schmackhaft und vollwertig. Eine gesunde Ernährung ist dem jeweiligen Energiebedarf und der individuellen Verdauungs- und Stoffwechselleistung angepasst.
Es ist erstaunlich, wie visionär "Sebastian Kneipps" Gedanken zu diesem Thema waren! Für ihn hatte „Ernährung“ zwei grundverschiedene Aspekte: auf der einen Seite sah er die arme Bevölkerung, die Mühe hatte, für die Familie genug nahrhaftes Essen auf den Tisch zu bringen, auf der anderen Seite erkannte er aber schon die Gefahren einer überreichlichen Ernährung an den Wohlstandskrankheiten der Adeligen, die damals in großen Scharen nach Bad Wörishofen kamen, um in Kneipps Wasserkur Linderung zu finden. Die Kraft des vollen Korns war für Kneipp eine klare Sache, er warnte vor Weißmehl und zu viel Zucker, stellte den übermäßigen Alkoholgenuss an den Pranger und empfahl so viel Obst und Gemüse wie möglich frisch zu essen. Aber Kneipp war kein Vegetarier, sondern trat für eine gute Mischkost ein. Und er war selbst kein „Kostverächter“, sondern erfreute sich durchaus auch an einer wohlschmeckenden kräftigen Mahlzeit.
So einfach ist »gesunde Ernährung«
Vernünftig und sinnvoll ist in erster Linie eine abwechslungsreiche Mischkost, da es kein Lebensmittel gibt, in dem alle Nährstoffe entsprechend unseres täglichen Bedarfs enthalten sind. Dies trifft nur für die Muttermilch in den ersten Lebenswochen zu. Jede Einseitigkeit auf Dauer schadet und stellt eine Gefährdung unserer Gesundheit dar. Einfach zusammengefasst: Mehr pflanzliche Lebensmittel genießen, weniger tierische - dann liegt man sicher richtig. Neben "Wasser", "Heilkräutern", "Bewegung" und "Lebensordnung" ist die gesunde Ernährung, die sich an den Erkenntnissen der modernen Ernährungswissenschaft orientiert, ein wichtiges Anliegen des "Kneipp-Bundes".
Das schadet: zu viel Fett, zu viel Zucker, zu viel Salz
Ein wesentliches Problem unserer täglichen Ernährung ist der übermäßige Fett-, Zucker- und Salzkonsum. Zu viel Fett und Zucker sind in erster Linie für Übergewicht und Stoffwechselerkrankungen wie z. B. erhöhte Blutfettwerte und Diabetes verantwortlich. Und das Salz wirkt bei einem Teil der Bevölkerung Blutdruck erhöhend.
Möglichst bunt und frisch
Wichtig ist, dass wir ausreichend Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe zu uns nehmen. Das erreichen wir, wenn täglich Obst, Gemüse und Vollkornprodukte auf dem Speiseplan stehen. Möglichst bunt und frisch sollten die Obst- und Gemüseportionen sein, dann werden nicht nur die Vitamine und Mineralstoffe, sondern vor allem die vielen verschiedenen Schutzstoffe, die sich in den Farben von Obst und Gemüse verbergen, für unsere Gesundheit vorteilhaft sein. Dies gilt vor allem in Richtung einer möglichen Prävention von Krebs-, aber auch von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Milch – unverzichtbar!
Unverzichtbar sind Milchprodukte, die auf der einen Seite hochwertiges Eiweiß enthalten, auf der anderen Seite aber das wichtige Kalzium, das wir nicht nur für die Blutgerinnung und für die Erregbarkeit der Muskeln und Zellen brauchen, sondern vor allem auch für gesunde Zähne und gesunde Knochen. Gerade bei den Milchprodukten sind die fettarmen Sorten zu bevorzugen, sie enthalten genauso viel Kalzium wie fettreiche Sorten. Die Osteoporose, die gefürchtete Knochenentkalkung, die zu einer erheblich erhöhten Bruchgefahr führt, hat neben Bewegungsmangel einen ihrer Gründe in einer über Jahrzehnte zu geringen Kalziumzufuhr! Interessant sind neueste Studien, die Hinweise ergaben, dass der tägliche Joghurt-Genuss einen positiven Einfluss auf den Cholesterinspiegel hat – also ein weiterer Grund, täglich Joghurt zu essen!
Alles ist erlaubt - eine gesunde Vollwertkost
Wenn man ständig auf seine Lieblingsspeisen verzichtet, erzeugt man Heißhunger und man konsumiert dann plötzlich viel zu viel. Das ist auch ein Thema der Schlank-mit-Kneipp-Gruppen des Kneipp-Bundes. Der Diätwahn in unserer auf superschlanke Models ausgerichteten Welt bleibt nicht ohne Folgen: Wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass ein Großteil der weiblichen Jugendlichen bereits Diäterfahrung hat, das heißt, dass die meisten jungen Frauennicht mehr unbefangen essen, was ihnen schmeckt und bis sie satt sind, sondern dass bereits Kasteiung und Verzicht zum Essverhalten gehören. Alle einseitigen oder strengen Ernährungsprogramme, die z. B. den totalen Verzicht auf Süßigkeiten propagieren, oder bestimmte Kombinationen von Nährstoffen vorschreiben, sind grundsätzlich ungünstig. Wichtig ist, Balance zu halten zwischen Energiezufuhr=Essen und Energieverbrauch=Bewegung. Hat man an einen Tag zu reichlich gegessen, wird man die nächsten Tage etwas bescheidener zugreifen oder vielleicht sogar einen Fasttag einlegen. Auch die Frage, ob man zwei, drei oder fünf Mahlzeiten täglich essen soll, ist ganz individuell und entsprechend dem persönlichen Umfeld zu lösen. Wichtig ist jedenfalls ein ausgewogenes Frühstück mit Vollkornbrot oder Müsli, um fit in den Tag zu starten. Und wichtig ist auch, wenn man den ganzen Tag Leistung erbringen will, zwischendurch für Energienachschub zu sorgen.
Und ganz wichtig: Genug trinken
Etwa zwei Drittel unseres Körpers bestehen aus Wasser. Ein 70-Kilogramm schwerer Mensch braucht täglich etwa 2 bis 2,5 Liter Flüssigkeit, um die Abgabe über die Haut beim Schwitzen, in der Atemluft und über Harn und Stuhl auszugleichen. Bei Sport. körperlicher Anstrengung, trockener Luft, Kälte, großer Hitze, Fieber kann der Flüssigkeitsbedarf um ein Vielfaches steigen! Zuckerhaltige Getränke wie Limonaden, koffeinhältige Getränke wie Kaffee und Alkohol steigern die Flüssigkeitsausscheidung und sind deshalb als Durstlöscher nicht gut geeignet. Am idealsten sind Wasser, Mineralwasser, ungesüßte Früchte- oder Kräutertees und stark verdünnte Fruchtsäfte. Auch viele Obst- und Gemüsesorten enthalten reichlich Flüssigkeit und sind daher in dieser Hinsicht besonders zu empfehlen, z. B. Wassermelonen oder Gurken.